Auf seinem Blog „Wissenschaftsfeuilleton“ beklagt sich der bekannte Wissenschaftshistoriker und Wissenschaftspublizist Ernst Peter Fischer über die zunehmenden Erosionserscheinungen im Bereich der zeitgemäßen Didaktik.
–
Seine Feststellung
Heute wird nicht mehr gepaukt, heute werden kommunikationsorientiert Vorbereitungen getroffen.
– trifft meiner Meinung nach den Kern der Sache recht gut und ich kann mich dieser Formulierung guten Gewissens anschließen. –
Allerdings gibt es heute viele Dinge, die es vor wenigen Jahren noch nicht gab:
–
YOUTUBE zum Beispiel.
–
Dort findet der moderne Didaktiker eine Vielfalt moderner Kommunikationsvorbereitungsinstrumente, die ihn bei der Informationsaufbereitung seines Fachgebietes effizient unterstützen.
–
Und deshalb wird der Unterricht der Zukunft nicht mehr nur in Kindergärten, Schulen, Universitäten oder Gerichtsgebäuden stattfinden.
–
Er wird überall und jederzeit stattfinden. Auf Notebooks, Netbooks, Facebooks, Fakebooks, Smartbooks, iPhones, Smartphones, tablet PCs und sonstigen Küchengeräten.
–
Den verknöcherten Mathe-Pauker, der mit strengem Blick die ersten 100 Nachkommastellen von pi mit einem Rohrstock aufs Pult oder auf die Finger von unkonzentrierten Schülern gemorst hat – den gibt es zum Glück heute nicht mehr.
–
Die Zukunft der modernen Didaktik sieht anders aus.
–
Die zukünftige Generation von Didaktikern wird es einfacher haben, denn sie wird mittels globaler wifi-sniffer nur noch den Netzwerkverkehr ihrer Schüler und Studenten überwachen müssen.
–
Dabei wird es keine Rolle spielen, ob sich die Kids in der Schule, zuhause, auf dem Sportplatz, in einer Spielhalle, bei McDonalds, beim Sozialtraining oder sonstwo befinden.
–
Aus den Responsezeiten einzelner Lehrkapitel wird sekundenschnell der Lernerfolg ermittelt; bei den ersten nachweisbaren Stresssymptomen wird automatisch der Umfang des Lehrstoffes reduziert.
–
Damit den neuen Formen einer modernen Didaktik auch genügend Aufmerksamkeit zuteil wird, ermittelt ein elektronischer Profiler (Erweiterung von google analytics) für jeden Schüler/Studenten den persönlichen Avatar mit dem höchsten Motivationseffekt (z.B. das alpha-Männchen/Weibchen aus der aktuellen Big Brother Staffel).
–
Die wenigen mündlichen Prüfungen, die es noch geben wird, können zur besten Sendezeit per livestream bügernah und basidemokratisch im Internet mitverfolgt werden.
–
Die Benotung erfolgt nach den Bewertungen aller eingeloggten Gäste. Die Kosten für die benötigte technische Infrastruktur werden über Werbespots wieder reingeholt.
–
Nach der Prüfung dann wahlweise Diskussion, Disco oder ein gepflegter Chat mit dem alpha-Männchen/Weibchen aus der aktuellen Big Brother Staffel.
–
So in etwa könnte also die Zukunft der Didaktik aussehen.
–
Leider habe ich auf You Dumb! kein Video gefunden, wo dieses Modell anschaulich vorgestellt wird.
–
Aber in dem folgendem Clip werden die ersten frühen Ansätze der kommenden didaktischen Zeitenwende sehr schön skizziert – auch wenn ich den autoritären Tonfall des Busfahrers (ab 00:37) und die sehr freizügige Schuluniform des weiblichen Lehrpersonals irgendwie unpassend finde.
–
http://www.youtube.com/watch?v=UXQYcNSNIb8
–