Hin und wieder gestatte ich mir den Luxus, mich anstelle mit naturwissenschaftlichen Phänomenen auch mit kulturellen Themenbereichen zu beschäftigen.

Halbwegs verständliche Beiträge finden sich zum Beispiel auf Spiegel-online.

Und exakt dort habe ich eine Perle literarischen Kulturschaffens entdeckt:

Die Mensch Maschine – Ein Playdoyer für die Beschleunigung…

Ein wahrhaft lesenswerter Online-Artikel. Und ich hatte schon befürchtet, nach den Beiträgen zum Burn-Out-Syndrom würde die Leserschaft von SPON nur noch aus Technologie-Gegnern, notorischen Weicheiern und Hobbyphilosophen bestehen.

Ich habe mich geirrt und ich möchte dem Autor Sascha Lobo aufs Schärfste zustimmen:

Ja, wir brauchen eine Kultur des Verpassens!

Aber das alleine genügt nicht, wir brauchen noch viel viel viel mehr Kultur.

Ich für meinen Teil bin ein engagierter Botschafter der Kultur der Beschleunigung und des Schnellfahrens. Unsere Lebenszeit hier auf diesem Planeten ist zu kurz und zu wertvoll, um es an roten Ampeln, Stop-Schildern und in Tempo-30 Zonen sinnlos zu vergeuden.

Erst letzte Woche hatte ich darüber eine anregende Kultur-Debatte mit der Mutter eines kleinen Jungen.

Ich hätte den Knirps vor einer Kita fast über den Haufen gefahren. Der Kleine hatte seinen MP3-Player so laut eingestellt, das er mein Dauerhupen nicht hören konnte, als er sich mitten(!!!) auf einem Zebrastreifen die Schnürsenkel band.

Wahnsinn. Einfach nur Wahnsinn.

Nichts ist sinnloser, als kostbare kinetische Energie durch Betätigung des Bremspedals in Wärme zu verwandeln.

Nichts ist ermüdender, als einer rein emotional argumentierenden Mutter die Vorzüge unserer Hochgeschwindigkeits-Gesellschaft, die Grundlagen der Thermodynamik und die Lautstärkeregelung am MP3-Player ihres Sprößlings erklären zu müssen.

Und wenn ich jetzt mal ganz ehrlich bin und mir vorstelle, schon morgen wieder voll in die Eisen steigen zu müssen, nur weil bildungsferne Fußgänger mutwillig über die Fahrbahn laufen und thermodynamische Desaster heraufbeschwören, dann denke ich mir:

Wir brauchen keine Kultur des Verpassens, wir brauchen eine Kultur des Verpissens.

Zum Abschluss ein kleines Quizz, passend zum Thema:

Was versteht man unter dem Begriff „Boltzmann“ ? (*)

  1. Ein Heranwachsender, der mit Kumpels auf dem Boltzplatz Fußball spielt
  2. Eine kuriose Begleiterscheinung der „Neue Männer braucht das Land“-Kultur
  3. Ludwig Boltzmann, Philosoph und Physiker, Begründer der Thermodynamik

 

(*) Lösung: Antwort 3 ist richtig