Lieber Leser, liebe Leserin!

Die Küchentechnologie hat in den letzten Jahrzehnten rasante Fortschritte gemacht:

Vollautomatische Brotbackmaschinen, mikroprozessorgesteuerte Toaster, Eierkocher mit USB-Schnittstelle, Kaffeemaschinen mit piezoelektrischen Einspritzdüsen, Dunstabzugshauben mit integrierten Rauchmelder, melodisch summende Induktionskochfelder – all das bringt einen Hauch Erlebnisgastronomie in die heimische Küche.

Aber auch mit einem Schnellkochtopf kann man so einiges anstellen. Wäre ich Naturwissenschaftler, würde ich in dem Teil nicht bloß Kartoffel, Fischstäbchen, Pizza, oder chinesische Glückskekse zubereiten – ich würde mit dem Teil exakte Naturwissenschaft betreiben!

Denn mit etwas bastlerischem Geschick, einer kulanten Unfallversicherung und viel Mut zum Risiko läßt sich das Teil so umbauen, dass in dem Gerät ein sehr hoher Druck erzeugt werden kann. Kippt man nun ausreichend Wasserstoff, Methan, Helium, Ammoniak in den Schnellkochtopf, verschließt den Deckel und schiebt das Ganze zum Garen 30 bis 35 Minuten in einen Hochofen, so kann man auch ohne teure Satellitentechnik hier auf unserer Erde die atmosphärischen Verhältnisse auf dem Jupiter simulieren!

Zugegeben: Das Ganze mag für traditions-bewusste Hobbyköche gewöhnungsbedürftig erscheinen, aber ich muss daran erinnern, dass auch Stanley Miller damals seine steile Karriere mit der Zubereitung einer “Ursuppe” begonnen hat.

Er tat das nicht, um für sich und seine nerdigen Kommilitonen eine Mahlzeit zuzubereiten.

Er tat es, weil er herausfinden wollte, wie sich vor vielen Millionen Jahren auf der Erde die ersten organischen Bausteine gebildet haben könnten.

Leider hat das Interesse an Naturwissenschaft seitdem rapide nachgelassen. In den Haushaltswarenabteilungen der großen Einzelhandelsketten ist der Anteil promovierter Naturwissenschaftler am Verkaufspersonal mittlerweile auf homöopathische Dimensionen geschrumpft.

Wen wundert’s da noch, wenn gefühlte 99% der Bevölkerung Schnellkochtöpfe nur noch zum Kochen verwenden?